Büro- Ausstellungs-
gebäude BUGA 95
Humboldthafen
Berlin

Das Gebäude wurde
1996 aufgrund der
Umlegung der Spree
abgerissen

Mitarbeiter:
Klaus Deterding
Martin Schönfeld

Bauherr: Grün Berlin
Nutzung: Ausstellung,
Büro

2 Vollgeschosse
Plan- Bauzeit
1989-1991

Zur Zeit, als keiner ahnte, daß die Berliner Mauer durchlässig wird oder gar
verschwinden könnte, plante Berlin, auf der für West Berlin peripher gelegen-
en Brache um den Spreebogen eine Bundesgartenschau zu veranstalten. Aufgrund eines Wettbewerbserfolgs konnten wir das Büro- und Ausstel-
lungsgebäude - als dauerhaftes Gebäude geplant - realisieren. .

Am Kai des Humboldthafens steht eine im Krieg zur Hälfte zerstörte Lager-
halle. Der Denkmalpfleger fordert dieWiederherstellung des ursprünglichen
dreischiffigen Hallenvolumens. Das hohe Mittelschiff nimmt als Ausstel-

lungshalle die gesamte Gebäudehöhe ein und wird über Oberlichter beid-
seitig belichtet und belüftet. Die beiderseits anschließenden, niedrigeren
Seitenschiffe in Erd- und Obergeschoß sind für die Büros vorgesehen. Vier
massive Gebäudeecken mit den notwendigen Treppenhäusern begrenzen
den Neubau in Länge und Breite; dazwischen spannen sich Glasflächen,
welche die Maßlichkeit und Ordnung der alten Fassade aufnehmen. Der
Übergang zwischen Alt und Neu wird mit einer deutlichen Zäsur betont, wel-
che durch einen kubisch geformten Nebenraumtrakt mit der neuen tech-
nischen Infrastruktur für Alt- und Neubau überbrückt wird. In den massiven

Außenwänden der alten Lagerhalle befanden sich ursprünglich pro 8 m
Achse drei über fast die gesamte Fassadenhöhe reichende Lochfenster.
Diese ursprüngliche Maßlichkeit und Ordnung ist den neuen Längsfassaden
zugrundegelegt: Die mit Glaslamellen ausgefachten Teile entsprechen exakt
den ursprünglichen Lochfenstern, die mit geriffeltem Ornamentglas ge-
schlossenen Teile den massiven Mauerteilen dazwischen. Im Zwischen-
raum der doppelschichtigen Längsfassaden ist ein zusätzlicher Fluchtweg
angelegt, welcher erlaubt, die bauaufsichtlichen Forderungen zu erfüllen, um im Inneren des Gebäudes die oberen Erschließungsflure als zur Halle hin

offene Galerien und die gesamte Dach- und Stützenkonstruktion in unbe-
handeltem Stahl ausführen zu können. Überhaupt ist das Gebäude nach
dem Prinzip -Rohbau = Fertigzustand- entwickelt mit verschraubten Stahlkon-
struktionen, Sichtbetondecken und -stützen und mit einem frei unter den
Decken hängenden Schienensystem für die Elektroverteilung und Beleuch-
tung. Um dem langen, schmalen Hallenraum (8 x 60 m) einen besonderen
Charakter zu geben, sind die Stahlstützen zur Hallenmitte zunehmend aus
der Vertikal- in eine leichte Schrägstellung geschwenkt, wobei die Stützen-
fußpunkte sich auf einem Kreisbogen bewegen und die Untergurte der Dach

träger mit den Stützen immer im rechten Winkel verbunden bleiben. Der Hal-
lenraum weitet sich zur Mitte hin leicht in die Breite aus, so daß er Ruhe und
einen Schwerpunkt gewinnt.

Als eine der ersten Reaktionen des Berliner Senats nach dem Fall der Mauer wurde die Bundesgartenschau abgesagt . Das Gebäude wurde 1996 zugunsten der Spreeunterquerung des Hauptstadttunnels abgerissen.

Anfang Bildleiste

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt